Meine Anfänge reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Erbaut wurde ich vor etwa 140 Jahren als vornehme Villa in der Kaiserzeit – darauf deutet noch meine heutige Adresse hin, die Wilhelmshöhe, also praktisch der Hügel von Kaiser Wilhelm. Ich liege hier am Fuße des berühmten Kreuzbergs, der mit stolzen 66 m nicht nur die höchste natürliche Erhebung der Berliner Innenstadt ist, sondern auch einem ganzen Bezirk seinen Namen gab.
In den zwanziger Jahren ging es schon einmal kreativ zu in meinem Innern, als der Schlagerkomponist Wilhelm Lindemann seine Operetten und Gassenhauer komponierte. Im zweiten Weltkrieg wurde ich leider von einer Bombe beschädigt – wie viele andere Häuser rundherum auch.
Meine neuen Besitzer bauten mich ab 1947 zu einer Privatklinik um. Aus dieser Zeit stammen auch die gelben Kacheln an meiner Fassade, die mir heute den Namen “die gelbe Villa” eingebracht haben. Die Klinik schloss 1987 und ich stand viele, viele Jahre lang leer.
Im Sommer 2002 gründeten engagierte Menschen in Hamburg dann die Kinder- und Jugendstiftung Jovita. Die Stifter*innen hatten eine Vision. Kinder und Jugendliche sollten Freude am Leben haben und die Chance, kreativ zu sein und ihren Bildungshunger zu stillen. Und zwar kostenfrei und unabhängig von ihren sozialen, kulturellen oder religiösen Wurzeln. Zu stemmen haben sie ja eh schon genug, die jungen Menschen heutzutage, um sich einen Platz in unserer Leistungsgesellschaft zu sichern. Jovita will sie dabei unterstützen, möchte Talente und Begabungen aus ihnen herauskitzeln, ihre Neugier befördern, sie die Welt entdecken und teilhaben lassen. Besondere Beachtung gilt natürlich denjenigen, die aus unterschiedlichen Gründen benachteiligt sind und von Hause aus weniger Möglichkeiten zum Mitmischen haben.
Die Stiftungsgründer*innen haben im ganzen Land nach einem passenden Ort für ihre Idee gesucht, bis sie schließlich eines schönen Tages mich entdeckten und zu neuem Leben erweckt haben. Nach umfangreichen Umbauten und Modernisierungen bin ich nun seit 2004 ein besonders schöner Ort für Kinder und Jugendliche und feierte 2019 meinen 15. Geburtstag.
Ich bin wirklich ein Haus voller Ideen, denn ich beherberge in meinen Werkstätten jede Menge künstlerisch-musische Projekte, Medienprojekte, betreibe Lese- und Sprachförderung, stärke die MINT-Kompetenzen (Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik und Technik) und sorge außerdem dafür, dass Kinder mehr über Umweltfragen und Ernährung erfahren. Darüber hinaus mache ich mich in unserem bunten Bezirk für Verständigung und Toleranz stark. Auf meinen fünf Etagen und im Garten drumherum wird gemalt, gebastelt, musiziert, Theater gespielt, Mode gemacht, gekocht, gespielt, Mitbestimmung praktiziert und Demokratieverständnis gefördert, Zirkus geprobt, mit Chemie experimentiert, Solarenergie erzeugt, Fotografie erkundet, Ton geformt, getobt, Literatur gelesen, Deutsch gelernt und der Mittlere Schulabschluss (MSA) vorbereitet, gesnoezelt & entspannt, Programmiersprache ausprobiert, Videokunst umgesetzt und noch viel, viel mehr.